Verfaulter Topf
Es gibt so viele kleine Dinge aus China zu berichten, für die man nicht extra einen Artikel schreiben kann, trotzdem möchte man sie einfach einmal erwähnt haben, weil sie doch so interessant sind.
Deshalb habe ich mich entschlossen, an dieser Stelle ein Potpourri von Kleinigkeiten zu schreiben.
Potpourri, vom französischen „pot pourri“, also dem verfaulten Topf, war ursprünglich ein Eintopfgericht. Der Begriff hat dann Einzug in die Musik gehalten, wo ein Potpourri aus mehreren bekannten Melodien besteht, die hintereinander gespielt werden (heutzutage würde man eher „Medley“ dazu sagen, obwohl dieser Begriff auch bereits seit der englischen Renaissancemusik bekannt ist).
Das Potpourri wurde dann aber weiter für alle möglichen Dinge verwendet. Immer, wenn viele unterschiedliche Dinge unter einer Überschrift versammelt werden, spricht man davon. Also passt es auch ganz gut hier zu diesem Artikel.
Wie bereits gesagt, gibt es viel Dinge, die man erlebt, die neu sind und ungewöhnlich.
Haben Sie zum Beispiel schon einmal in einem Restaurant die Bestellung selber schreiben müssen ?
Ich meine jetzt nicht eine Karte, auf der man ankreuzen kann, was man haben möchte.
Das gibt es natürlich auch.
In der Regel hat man dann ein Blatt voller chinesischer Schriftzeichen und ist, wenn man kein Chinesisch lesen kann, völlig aufgeschmissen.
Ich meine auch nicht die modernen Restaurants, in denen es keine Karte mehr gibt, sondern man einfach den QR-Code am Tisch scannt und dann per Handy bestellen muss.
Ein interessantes Konzept, so kann man die Karte ohne viel Aufwand immer aktuell halten. Aber wehe, es gibt mal kein Netz...
Nein, was ich an dieser Stelle meine ist ein Restaurant, in dem man neben der Karte einen leeren Notizblock gereicht bekommt, auf dem man (selbstverständlich in Chinesisch) seine Bestellung schreiben muss.
Natürlich sind die Gerichte nicht nummeriert, das wäre ja viel zu einfach.
Einige Restaurants können sich das durchaus leisten. Wenn der Andrang gross ist und man zu den Stosszeiten lange Wartezeiten in Kauf nehmen muss, um einen Platz zu bekommen, dann kann es vorkommen, dass man im Service etwas einspart.
Wem das nicht gefällt, der kann ja woanders hingehen, man hat ja genug Kunden, die bereits vor der Türe auf einen freien Tisch warten.
Wer also kein Chinesisch kann, der ist hier leider fehl am Platze.
Und warum versammeln sich die Angestellten von kleinen und grossen Läden morgens auf der Strasse zum Appell ?
Ganz im Stile des Militär, brüllt man sich hier gegenseitig irgendwelche Parolen an den Kopf. „Wir werden dem Kunden einen unvergesslichen Tag bescheren“ usw. und so fort.
Das kommt vermutlich noch aus der Schule in China, wo Kinder morgens zum Fahnenappell oder Gemeinschaftssport zusammengerufen werden.
Oh, ja. Richtig. Bei einigen kleinen Läden, so wie Friseuren zum Beispiel kann man die Mitarbeiter auch morgens vor Arbeitsbeginn tanzen sehen. Das ist auch gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie schön (sieht man mal von der lauten Technomusik ab, die die ganze Strasse beschallt).
Aber wo kein Kläger, da bekanntlich auch kein Richter. Es beschwert sich offensichtlich niemand und ich bin mir nicht wirklich sicher, ob Lärmbelästigung in China überhaupt geahndet wird. Ich glaube eher nicht.
Ebenso scheint es keine klaren Vorgaben im Strassenverkehr zu geben. Ich hatte ja bereits mehrmals darüber gesprochen.
Abbieger, die gnadenlos ihre Spur halten und die Fussgänger zwingen auf Seite zu springen, obwohl diese grün haben.
Inzwischen gibt es ja wohl ein Gesetz, das das verbietet, allerdings hält sich niemand daran (Hatte ich im Artikel Highway to hell ja bereits geschrieben).
Diesmal möchte ich das Augenmerk des geneigten Lesers einfach mal auf diese Felgen auf dem dritten Bild lenken. Das wäre in Deutschland so definitiv nicht erlaubt.
Gerade, wenn man bedenkt, dass sich Autos, Zweiräder und Fussgänger oft aneinander vorbeiquetschen, ist dieses Accessoire doch sehr bedenklich.
Diese Art der Aufrüstung im Strassenverkehr (so will ich es mal nennen) ist nicht gang und gäbe, aber ich habe es schon mehr als einmal gesehen.
Dann gibt es die Hausanzüge, die ich in Artikel Pyjamaparty angesprochen hatte und den Drang zur Verniedlichung aus Artikel Was kostet die Welt ?. Nehmen wir beides zusammen, dann machen auch die Anzüge auf dem letzten Bild Sinn.
Mutter und Kind im Zebra Kostüm. Das würde man in Deutschland nur zu Karneval erleben.
Glauben Sie mir, es gibt tatsächlich Leute, die das tragen. Das und noch vieles anderes.
Schuhe in Form von Bärentatzen oder Hunden, Handschuhe im Stil von Mickey Mouse oder Jacken an deren Kapuzen Katzen- Maus- oder sonstige Ohren angebracht sind sieht man immer wieder.
Eine Zeit lang war es ein Trend in Asien dicke Brillen zu tragen. Wer keine schlechten Augen hatte, kaufte sich also einfach ein Gestell und liess die Gläser einfach weg.
Gerade bei jungen Mädchen war dieser Trend sehr beliebt.
Sie sehen also wieder einmal: Es gibt immer wieder etwas zu entdecken im Land der Mitte.
Es vergeht kein Tag, an dem man nicht wieder etwas neues sieht.