Wenn man erst einmal einen Namen hat, ist es ganz egal, wie man heisst
Wenn man seinem Kind in China einen Namen geben möchte, sollte man sich früh genug Gedanken darüber machen.
Ich bin Deutscher, meine Frau Chinesin und unser Kind ist in China geboren. Da gibt es schon einige Dinge zu beachten, denn es gibt hier einige bürokratische Hürden. So wohl auf deutscher, als auch auf chinesischer Seite.
Schön wäre es, wenn der Nachwuchs einen chinesischen und einen deutschen Namen haben könnte.
Das ist aber leider nicht möglich. Zumindest hier sind die deutschen und die chinesischen Behörden einer Meinung (tatsächlich dann doch nicht, wie wir nachher sehen werden, aber das sind erst einmal die offiziellen Aussagen).
Also entweder oder. Da kommen wir aber bereits zu einigen Problemen:
Wenn der Nachwuchs irgendwann einmal einen deutschen Pass bekommen soll (und das soll er, schliesslich hat ein deutscher Pass, alleine wenn man nur einmal an internationale Reisen denkt, erhebliche Vorteile gegenüber einem chinesischen) dann muss der Name in arabischen Schriftzeichen schreibbar sein.
Das heisst: entweder er hat einen deutschen (oder vielleicht auch einen englischen) Namen oder sein/ihr chinesische Name wird in die Lautumschrift Pinyin übersetzt. Aus „孔丘“ würde dann zum Beispiel „Kong Qiu“.
Nicht besonders schön, schliesslich ist es kein richtiger Name mehr, sondern bloss eine lautmalerische Umschreibung.
Also lieber doch einen deutschen Namen. Aber auch hier gibt es einige Hindernisse.
Es fängt bei der Geburtsurkunde an. (diesen Schritt haben wir schon vor etlicher Zeit erledigt, ich habe bloss noch nicht darüber berichtet. Jetzt, wo es weitere Dinge den Namen betreffend zu berichten gibt, denke ich, ist es an der Zeit dies nachzuholen)
Die Geburtsurkunde bekommt man im Krankenhaus ausgestellt, in dem man den Nachwuchs zur Welt gebracht hat.
Klassischerweise sind chinesische Namen bloss drei Zeichen lang (in Ausnahmefällen auch mal vier) und genau darauf ist der Urkundendrucker und die Software dann auch ausgelegt.
Wir haben es trotzdem geschafft den deutschen Namen auf das Formular zu bekommen. Ich durfte freundlicherweise selber das Programm bedienen und konnte so den druckbaren Bereich erweitern.
Es ist durchaus möglich auch einen relativ langen Namen auszudrucken, gegebenenfalls auch einen Doppelnamen.
Allerdings dauert es einige Zeit, bis man sich durch die Eingabemaske geklickt und ein paar Probedrucke gemacht hat.
Die ohnehin schon lange Schlange ist dadurch noch länger geworden und ich habe mir definitiv keine Freunde gemacht, diesen morgen.
Aber letztendlich hatten wir, was wir wollten (bei anderen Krankenhäusern gab es aber bereits Probleme, zum Beispiel beim eintragen des Namens in das Impfbuch. Ich habe dann einfach mit einem Stift die fehlenden Zeichen im Ausdruck ergänzt).
Damit kommen wir dann schon zur nächsten Hürde: Mit einem nicht-chinesischen Namen kann man sich nicht in das chinesische Familienstammbuch eintragen lassen.
Das bedeutet unter anderem: Kein Zugang zu einem öffentlichen Kindergarten oder Probleme bei der Aufnahme in ein öffentliches Krankenhaus.
Man könnte zwar in ein privates Krankenhaus gehen, aber die Preise hierfür sind astronomisch hoch, ganz abgesehen von den Bestechungsgeldern, die man zahlen muss, nur um überhaupt einen Termin zu bekommen.
Wir haben dann mit einigen Behörden gesprochen und es hat sich irgendwann herausgestellt, dass der Sprössling mit einem chinesischen Namen zusätzlich zum deutschen Namen dann doch eingetragen werden kann.
Also muss ein chinesischer Name her. Und da wir ja eh neben dem deutschen Namen, einen chinesischen ausgesucht haben, sind wir frohen Mutes zur Polizeistation um ihn eintragen zu lassen.
Aber weit gefehlt. Denn dieser Name hat natürlich nichts mit dem Namen in der Geburtsurkunde zu tun.
Die chinesischen Behörden machen es an dieser Stelle genau wie die deutschen: Man kann den Namen lautmalerisch übersetzen lassen. Aus Martin würde dann zum Beispiel 马丁 (mǎ dīng).
Erinnern sie sich noch an den ganz alten Artikel Die Nymphe ?
Genau nach dieser Methode werden deutsche Namen beim Tätowierer übersetzt und unter die Haut gekratzt. Einziger Unterschied ist, dass peinliche Bedeutungen ausgeschlossen sind, da die Behörden eine feste Liste haben, an Hand derer sie Namen übersetzen.
Trotzdem ist es seltsam, schliesslich ist auch dies kein richtiger Name, sondern eine lautmalerische Übersetzung. Aber anders geht es leider nicht.
Man muss dann vorher noch zu einer Behörde um zu bestätigen, dass der Sprössling einen chinesischen Namen bekommen soll.
Es werden der Ausweis bzw. Pass der Eltern, die Geburtsurkunde, das Familienstammbuch kopiert, etliche Unterlagen ausgedruckt und unterschrieben, um hiermit dann zur Polizeistation zu gehen und einen Eintrag im Familienstammbuch zu bekommen (man sollte aber vorher mit allen Parteien abklären, ob das so machbar ist, sonst verweist die Polizei auf die Behörden und die Behörden auf die Polizei. Man würde sich also im Kreis drehen).
Unser Nachwuchs hat jetzt ziemlich viele Namen: Erst einmal den deutschen, bestehend aus Nachnamen, und zwei Vornamen (einem Rufnamen und einem zweiten Vornamen). Dies sind die offizielle Namen.
Dann gibt es noch einen chinesischen Hausnamen (Chinesen geben Kindern gerne einen einfachen Namen, mit dem man sie zu Hause anspricht), einen chinesischen Namen, der sich aus dem Nachnamen meiner Frau (sie hat ihren Namen behalten) und einem Vornamen zusammensetzt und jetzt auch noch den konstruierten, behördlichen Namen (die Übersetzung seines deutschen Rufnamens in chinesische Schriftzeichen).
Ich bin mal gespannt wie wir ihm das alles beibringen sollen.