Brot-Supermann
Als ich Kind war, gab es in Deutschland bereits einen Trend zu animierten Zeichentrickserien aus Japan.
Captain Future war mein absoluter Favorit. Ursprünglich eine literarische Serie vom Edmond Hamilton aus Amerika. In den 80er Jahren dann als japanische Zeichentrickserie animiert.
Daneben gab es aber auch andere, so wie Heidi zum Beispiel. Eine Zeichentrickserie aus Japan, die nach den Romanen der Schweizer Schriftstellerin Johanna Spyri erstellt wurde.
Und wie ich jetzt erfahren habe gab es dieses Phänomen nicht bloss in Deutschland, sondern auch in China.
Doraemon (ドラえもん) ist eine von den Zeichentrickserien aus Japan, die in China sehr beliebt waren und sind. Aber auf diese werden wir ein andermal in einem anderen Artikel eingehen.
Heute sprechen wir über den sogenannten „Brot-Supermann“ (Sie werden wahrscheinlich genau so verdutzt gucken wie ich, wenn sie den Namen zum ersten Mal hören).
Also wie komme ich auf diesen, zugegeben recht skurrilen Charakter ?
Unter den Spielsachen unseres Sohnes befinden sich inzwischen einige Dinge, die aus eben jener alten, japanischen Serie stammen. Meine Frau scheint sie zu lieben.
Sie hat die Serie in ihrer Kindheit gesehen und kennt sie unter dem Namen 面包超人 (miàn bāo chāo rén), übersetzt eben „Brot-Supermann“. Anpanman (アンパンマン) heisst er im Original.
In Deutschland kennt man ihn gar nicht, In Japan ist er, was Merchandising Einnahmen angeht die Nummer Eins noch vor Mickey Mouse, Pokemon und Hello Kitty.
Seit 1986 gibt es die Serie, einen Comic sogar bereits seit 1973 und inzwischen auch Filme, etliche Computerspiele für alle gängigen Spielekonsolen, jede Menge Merchandise, Figuren, Spielzeuge und ich weiss nicht was sonst noch alles.
Der Kopf von Anpanman (アンパンマン) ist ein in Japan bekanntes Hefegebäck mit einer Füllung aus roter Bohnenpaste.
Er verteilt Stücke seines Kopfes an Leute die Hunger haben und wenn sein Kopf aufgegessen ist, wird von „Onkel Marmelade“ in der Serie ein neuer gebacken.
Wenn sein Gegner Bazillus ihn angreift, versucht dieser den Kopf von Anpanman (アンパンマン) mit Hilfe von Dreck, Wasser oder Schimmel ungeniessbar zu machen, denn dann verliert dieser seine Superkräfte, was natürlich in jeder Folge auch tatsächlich passiert.
Dann muss ein neuer Kopf gebacken werden und die Superkräfte sind zurück, mit denen er seinen Gegner endlich besiegt.
An und Pan im Namen von Anpanman (アンパンマン) bedeuten Bohnenpaste (An) und Brot (Pan) und bilden zusammen den Namen des Gebäcks (Anpan). Es wurde passenderweise von einem ehemaligen Samurai namens Yasubei Kimura zum ersten Mal gebacken.
Wobei man natürlich auch hier wieder feststellen muss, dass ähnliche Gebäckstücke in China seit jeher gegessen wurden.
Die Bohnenpaste, die nicht nur in Japan, sondern auch in Korea sehr beliebt ist, kommt ursprünglich aus der chinesischen vegetarisch-buddhistischen Kücke und ist unter dem Namen 豆沙 (dòu shā) bekannt.
Wenn man von Brot spricht, muss man natürlich auch von Deutschland reden.
Einige hundert Brotsorten gibt es hier, die je nach Region auch immer noch etwas voneinander variieren können.
Gibt es denn hier keinen Brot-Supermann ? Nun, nicht direkt. Es gibt „Bernd das Brot“. Eine Figur aus einem Kinderfernsehkanal.
Bernd ist eine Puppe, die ein Kastenbrot mit kurzen Armen darstellt. Er hat einen ziemlich depressiven Character, was ihm viele Sympathien von erwachsenen Zuschauern eingebracht hat, obwohl es sich eigentlich um eine Serie für Kinder handelt.
Er tut gerne so unsinnige Dinge wie das Testbild zu schauen (ich wundere mich, dass Kinder von heute es überhaupt noch kennen) oder das Muster auf der Rauhfasertapete auswendig zu lernen.
Und er hasst Abenteuer. Aber genau auf diese nehmen seine Freunde ihn natürlich immer mit.
Er ist genau genommen das exakte Gegenteil zum vorhin beschriebenen Brot-Supermann und ich frage mich, wie viel kulturelle Eigenheiten man tatsächlich aus diesen Charakteren herauslesen kann.
In gewisser Weise stimmen die Klischees ja schon ein wenig...