Aus eins mach zwei (so der Plan)
Nach erfolgreicher Eindämmung der drohenden unkontrollierten Überbevölkerung Chinas mit Hilfe der Ein-Kind-Politik hat man nun das Bevölkerungswachstum abgefangen und es ist rückläufig.
Nun hat man seit knapp zwei Jahren die Zwei-Kind-Politik eingeführt, um den all zu rapiden Fall der Geburtenzahlen abzubremsen.
Aber da hat man wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wie es so schön heisst. Es lassen sich mit Geldstrafen und dem versagen von sozialer Absicherung der ungewollten zusätzlichen Kinder durchaus Schwangerschaften verhindern, aber man kann Leute eben nicht dazu zwingen mehr Kinder zu zeugen.
Wir sehen es in Deutschland: Trotz Anreizen wie Steuererleichterung, Kinder- und Elterngeld werden in Deutschland immer weniger Kinder geboren. Ein Problem der modernen Gesellschaft, das sich weltweit in sozial und finanziell stabilen Gesellschaften zeigt.
In China kommen allerdings noch weitere Punkte hinzu, wie wir gleich sehen werden.
Die chinesische Regierung hat das Problem der älter werdenden Gesellschaft und den daraus resultierenden wachsenden Kosten sozialer Sicherungs- und anderer Systeme natürlich erkannt und erwägt Schritte um junge Paare zu ermuntern mehr Nachwuchs zu zeugen.
Bis jetzt gibt es allerdings bloss einen Appell, dass man doch bitte zwei Kinder in die Welt setzen sollte.
Eine ungeschickte Formulierung in einer Volkszeitung, die zu einem Umdenken anregen sollte, hat für grosse Entrüstung gesorgt.
„Kein Kind zu wollen, ist lediglich ein passiver Umgang mit dem Stress des modernen Lebens“ hiess es dort, worauf im Internet viele Leute ihrem Unmut Luft gemacht haben.
Ein Paar aus der Generation der Einzelkinder muss, neben den eigenen Verpflichtungen, für die beiden Elternpaare, also vier zusätzliche Personen aufkommen.
Dazu ein Immobilienmarkt, der es durchschnittlichen Verdienern oft unmöglich macht angemessenen Wohnraum zu erstehen. Und dann sollen sie auch noch mindestens zwei Kinder durchbringen.
Mal ganz abgesehen davon, dass es in China immer wieder Lebensmittelskandale oder wie kürzlich den Impfmittel Skandal, den wir in Artikel Was nicht tötet, härtet ab kennengelernt haben, gibt, die das Aufziehen eines Kindes zu einer echten Herausforderung machen.
Und dann ist da noch das Schulsystem. Wie ich ja schon öfters berichtet habe (zum Beispiel im Artikel Der grosse Test) gibt es für durchschnittliche Schulabsolventen keine Aussicht auf einen guten Job.
Man versucht also lieber mit erheblichem finanziellen und zeitlichen Aufwand ein Kind mit überdurchschnittlichen Noten (was in China bereits wieder durchschnittlich ist) grosszuziehen, als zwei mit durchschnittlichen Noten, die später keine Aussicht auf eine gute Anstellung haben werden.
Denn spätestens seit der Ein-Kind-Politik haben sich Eltern und Familie ganz und gar auf einen Zögling konzentriert und die Latte für Schulnoten damit um einiges höher gelegt.
„Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los.“. Ein Problem das die chinesische Regierung offensichtlich mit dem Zauberlehrling teilt (Ist übrigens von Goethe, nicht von Walt Disney).
China hat neben vielen anderen grossen Problemen wie Umwelt- und Luftverschmutzung bald auch mit dem einer überalternden Gesellschaft zu kämpfen.