Die häufigste Art der Anteilnahme ist die Schadenfreude
Dieser Spruch stammt, wenn ich recht informiert bin, von der deutschen Lyrikerin Anke Maggauer-Kirsche. Ich habe absolut keine Ahnung, was sie so geschrieben hat, aber der Spruch gefällt mir.
Als ich den letzten Monat in Deutschland zugebracht habe, hat mich ein Kollege hier in Beijing auf der Arbeit vertreten.
Er erzählte mir, dass er direkt als er ankam in seinem Hotel kein warmes Wasser hatte und es fast eine Woche gedauert hat, bis das Problem behoben war.
So etwas kommt immer wieder mal vor und wer das auch schon erlebt hat, kommt nicht umhin ein wenig Schadenfreude zu empfinden.
Aber wie das so ist mit Schadenfreude, oft kommt sie zu einem selbst zurück.
So habe ich jetzt, quasi als Karma-Ausgleich, eine Heizung die nicht funktioniert.
Mit Heizungen hatten wir in China schon des öfteren unsere Probleme. Sie erinnern sich vielleicht noch an die Artikel Volles Rohr. Irgendwas scheint mit den chinesischen Heizungen generell nicht zu stimmen.
Dummerweise ist das Problem erst jetzt aufgetreten. Sie erinnern sich vielleicht noch, dass die zentrale Heizung in Beijing immer zu einem bestimmten Termin angestellt wird. Sollte es vorher bereits kalt sein, hat man halt Pech gehabt (hatte ich im Artikel The heat is on ja bereits drüber geschrieben).
Dieses Mal war der Winteranfang tatsächlich sehr mild, es gab also keinen Anlass die Heizung vorher anzustellen.
Als der Termin zur Inbetriebnahme der Zentralheizung dann tatsächlich gekommen war, stellte man plötzlich fest, dass irgendwas mit den Rohren in unserer Wohnanlage nicht stimmt. Und just dann ist es natürlich auch kälter geworden.
Tja so ist das eben mit dem Karma, manchmal beisst es Dich einfach in den Hintern.
Und da wären wir bereits wieder bei unserem heutigen Thema.
Das Karma ist ein Konzept, das in China, so wie in ganz Asien, eine zentrale Rolle spielt.
In Anlehnung an den Artikel Zu glauben ist schwer, nichts zu glauben ist unmöglich. kann ich festhalten, dass der Glaube an ein Karma fest mit den im Artikel beschriebenen Opfergaben, Glücks-Amuletten und dem Glauben an Geister einhergeht.
Das Karma trifft man im täglichen Leben in China immer wieder und oft kann man, wenn man Gespräche im Restaurant belauscht, Menschen über solche Dinge reden hören.
Karma, aus dem Sanskrit: कर्मन् (karman) bezeichnet eine Tat oder einen Gedanken. Interessanter Punkt hier ist, dass alle Taten oder Gedanken Folgen haben, die im jetzigen oder auch in einem folgenden Leben zu Tage treten.
Tut man etwas Gutes, verbessert man sein Karma, tut man etwas schlechtes, so verschlechtert man es.
Anders als im christlichen Glauben gründet dieses Prinzip aber auf einer Gesetzmäßigkeit und nicht auf der Beurteilung eines höheren Wesens.
Was für den durchschnittlichen Mitteleuropäer jetzt allerdings etwas schwerer nachzuvollziehen ist, ist der Umstand, dass man eben nicht versuchen sollte so viel gutes Karma wie möglich zu erzeugen.
Denn gutes, wie schlechtes Karma erzeugen den Kreislauf der Wiedergeburten, aus dem zu entkommen das höchste Ziel eines Buddhisten ist. Man sollte also versuchen überhaupt kein Karma zu erzeugen.
Ja, ich überlege auch gerade wie das funktioniert, aber irgendwie ist das wohl möglich.
So wohl im Buddhismus als auch im Hinduismus spielt das Karma eine entscheidende Rolle und so hat dieses Konzept über die Zeiten hinweg dann auch Einfluss auf das tägliche Leben in China genommen, selbst wenn der Grossteil der Bevölkerung nicht mehr religiös im eigentlichen Sinne ist.
Was mich persönlich immer wieder überrascht ist, dass dieses Konzept offensichtlich nicht greift, wenn man als Chinese Ausländer betrügt, ihnen Waren für den zehnfachen Preis verkauft oder sonst irgendwelche miesen Tricks mit ihnen macht.
Da wird offensichtlich wieder mit zweierlei Maß gemessen.