Alles OK mit Carla

Karaoke ist eine Freizeitbeschäftigung, die in ganz Asien nicht nur sehr, sondern extrem beliebt ist.
Man lässt die Musik bekannter Stücke laufen und singt dazu. Es gibt speziell hierfür Versionen der unterschiedlichsten Lieder, bei denen man die Gesangsspur entfernt hat.
Es gibt nicht mehr nur einfache Karaoke-Maschinen, die Musik spielen und den Gesang per Mikrofon dazumischen, sondern ganze Sets mit Bildschirmen, auf denen man die Texte und Musikvideos nachverfolgen kann.
Inzwischen hat sich eine riesige Industrie um dieses Phänomen gebildet und grosse Konzerne bieten Karaoke überall in den Städten Asiens an.
Ursprünglich 1970 in Japan von Inoue Daisuke (井上 大佑) erfunden, hat es sich rasend schnell verbreitet und ist zu einer der Lieblingsbeschäftigungen der Asiaten geworden.
Aus dem japanischen Karaoke (カラオケ), was so viel bedeutet wie „leeres Orchester“, hat sich in China kǎ lā ōu kēi (卡拉OK) entwickelt. Eine lautmalerische Nachahmung des japanischen Wortes.
Die chinesische Wortschöpfung wird aber seit der Einführung des Karaoke mit Fernsehern, auf denen man die Musikvideos und die Texte sehen kann, nicht mehr genutzt. Die neuen Video-Karaoke werden nur noch als K-TV (Karaoke-TV) bezeichnet. Niemand benutzt mehr den Namen 卡拉OK kǎ lā ōu kēi.
Aber ich finde ihn irgendwie interessant. 卡 bedeutet alleine „die Karte“ und 拉 so viel wie ziehen, zupfen, rupfen oder der Ruck. 卡拉 wird aber auch benutzt, um den westlichen Namen Carla im chinesischen darzustellen. Dann wäre 卡拉OK kǎ lā ōu kēi also so etwas wie „Alles in Ordnung mit Carla“. Irgendwie witzig.
Karaoke ist in Asien, also auch in China, zu einem riesigen Markt geworden.
Es gibt in grösseren Städten K-TV Einrichtungen, die grösser sind als die modernsten Multiplex Kinos. Nicht selten erstreckt sich solch ein Karaoke Palast über mehrere Stockwerke und Häuserblocks.
Wer mit Chinesen ausgeht, kommt um einen Besuch in einem von ihnen nicht herum. Kneifen gilt nicht, jeder muss singen.
Dabei ist es auch völlig egal ob man singen kann, oder textsicher ist.
Meiner Erfahrung nach singen immer diejenigen am lautesten, die es am schlechtesten können.
Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht einzig und allein um den Spass und den kann man hier haben.
Neben dem Singen, werden oft noch Würfel- oder Kartenspiele gespielt und es wird gegessen und getrunken.
Die grossen Karaoke Paläste bieten nicht selten mehrere Kantinen an, in denen man sich kulinarisch verwöhnen lassen kann, oder man lässt sich das Essen in den kleinen Raum bringen.
Denn zum Karaoke trifft man sich mit einigen Leuten und mietet einen Raum, in dem man sich dann ungestört die Seele aus dem Leib schreien kann.
Dabei muss man schauen, welchen Anbieter man auswählt. Von chinesischer Popmusik bis hin zur Pekingoper ist meist alles vorhanden, aber es internationale Lieder finden sich, je nach Anbieter, mal mehr, mal weniger im Angebot.
Denn welchen Sinn macht es, wenn Sie mit zum Karaoke gehen, aber kein Lied finden können, das Sie kennen. Also machen Sie sich besser vorher schlau.
Auf Grund von Urheberrechtsproblemen, sind viele der internationalen Titel nicht mehr wie einst verfügbar.
Es gibt aber in einigen Fällen nachgespielte Versionen dieser Titel im Angebot, die man auch direkt unter den Interpreten suchen kann.
Und es gibt einige Lieder, die man gar nicht mehr unter Interpret oder Künstler findet, von denen es aber eine Coverversion von einer, meist asiatischen Band, gibt.
Oft eins zu eins nachgespielt, nur der Gesang ist anders. Aber diesen Part übernimmt man beim Karaoke ja eh selber.
Jedem, der in China, oder auch Asien unterwegs ist, würde ich auf jeden Fall einmal empfehlen zum K-TV zu gehen.
Am besten mit Einheimischen. Das macht richtig Spass.