Made in Germany
Reisen in andere Länder war bis vor kurzem noch für den Grossteil der Chinesen nicht möglich.
Erst jetzt haben viele die Möglichkeit sich auch einmal im Ausland umzusehen.
Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen:
Hat man kein Visum zum studieren oder arbeiten, so benötigt man ein Einladungsschreiben, damit man sich frei bewegen kann.
Ich bin nicht mehr auf dem aktuellsten Stand, aber vor ein paar Jahren musste man folgende Voraussetzungen erfüllen (und ich denke, dass sich hier nicht all zu viel geändert hat):
Man muss einen gewissen Geldbetrag auf einem chinesischen Konto vorweisen, in Ländern wie Deutschland eine Krankenversicherung abschliessen und man braucht eine Person aus dem Land, in das man reisen möchte, die für einen bürgt.
Als diese Person muss man Auskunft geben über das eigene Gehalt, die Wohnung (Grösse, Zimmeranzahl), man unterschreibt ein Formular, dass man für den einreisenden Chinesen bürgt und schreibt ein formloses Einladungsschreiben.
Da nicht jeder Chinese, der ins Ausland reisen möchte einen Kontakt im Ausland hat, wählen viele die Alternative und die heisst: Reisen mit der Reisegruppe.
Für den urlaubsverwöhnten Deutschen in der Regel seltsam anzusehen, werden hier oft ganze Länder innerhalb kürzester Zeit, ähnlich wie Geschäfte in einer Einkaufspassage abgegrast.
Eine Europatour, bei der man jeden Tag in einem anderen Land aufwacht, ist keine Seltenheit.
So werden oft bloss ein paar Fotos von den Sehenswürdigkeiten geschossen, die man später den Daheimgebliebenen zeigen kann, ohne recht zu wissen was man denn da gerade fotografiert.
Die Hintergrundinformationen kann man sich ja später aus dem Internet zusammensuchen.
Sehr viel Zeit bei diesen Touren geht für den Einkauf von landestypischen Produkten drauf.
Der durchschnittliche Deutsche vergleicht in der Regel solche Fahrten mit den bekannten Kaffeefahrten, bei denen Senioren Dinge zu horrenden Preisen angedreht werden, die sie nicht brauchen.
Aber Chinesen lieben das Shoppen im Ausland, viele sind bereit ihr ganzes Erspartes auf den Kopf zu hauen, und sie wissen auch ganz genau was sie kaufen wollen.
In Deutschland sind das zum Beispiel Messer von Zwilling oder Töpfe von WMF oder Haushaltswaren anderer namhafter, deutscher Hersteller.
Wie gesagt: Es müssen Markenprodukte sein und auch in China geniesst das Qualitätssiegel „Made in Germany“ hohes Ansehen.
Wissen Sie eigentlich, wie es zu dem „Made in Germany“ Siegel kam ? Eine interessante Geschichte, wie ich finde:
1887 wurde das britische Handelsmarkengesetz gültig. Fortan mussten Produkte aus Deutschland den Schriftzug „Made in Germany“ tragen.
Hintergrund war der Umstand, dass deutsche Hersteller immer mehr Messer auf den Markt gebracht haben, die den Qulitätsmessern aus Sheffield zum verwechseln ähnlich sahen, aber eine wesentlich schlechtere Qualität hatten.
Ursprünglich war es also kein Qualitätssiegel, sondern das Gegenteil davon.
Interessant, wie sich manche Dinge ändern.
Für den Drang der Chinesen in Deutschland Markenwaren deutscher Hersteller zu kaufen, gibt es inzwischen in den Innenstadtbereichen fast aller deutschen Städte, Geschäfte, die sich auf die chinesische Kundschaft eingestellt haben.
Neben den Ramschläden, die Schlüsselanhänger oder Kronkorkenöffner in Form des Kölner Doms oder des Brandenburger Tors anbieten, finden sich immer mehr kleine Läden, die mehr oder weniger deutsche Markenprodukte verkaufen.
Und der Service ist selbstverständlich auf Chinesisch, genau so wie Preisschilder etc.
Und es gibt die Möglichkeit sich beim Zoll am Flughafen die Mehrwertsteuer zurückzahlen zu lassen, wenn man hier einkauft.